Zum Anfang

Corona und Glücksspiel:
Drei Fragen an Professor Dr. Justus Haucap

 

Wie arbeiten Sie selbst gegenwärtig unter den Bedingungen von Corona?

 

Mit Kleinkindern ist das Arbeiten eine ziemliche Herausforderung. Morgens kümmere ich mich um die Kinder und bringe zum einen meinem Sohn, der theoretisch die erste Klasse besucht, Lesen, Schreiben und Rechnen bei, während ich zum anderen gleichzeitig meine Tochter, die noch in der Kita wäre, beschäftige. Mittags übernimmt meine Frau dann die Kinder und ich fange an zu arbeiten. Diese Situation wir ja vermutlich noch lange anhalten, weil die Politik Kinder primär als Virenschleudern betrachtet und nicht als Menschen mit Recht auf Bildung. Wir sind daher dabei uns darauf einzustellen, dass das jetzt die „neue Normalität“ ist.

 

Welchen Einfluss haben die Beschränkungen durch die Corona-Maßnahmen auf Ihre Arbeit an der Universität?

 

Alle Vorlesungen und Veranstaltungen finden online statt. Das ist eine gewisse Umstellung sowohl für mich als auch die Studierenden, weil nahezu jegliches diskursive Element in den Veranstaltungen fehlt. Im Hörsaal wird viel mehr diskutiert, jetzt ist es wirklich mehr wir eine Vorlesung im engeren Sinne des Wortes. Aber eigentlich versuchen wir trotzdem, das Beste daraus zu machen. Man wird natürlich jetzt von Emails geradezu überflutet, aber die Studierenden haben auch viel Verständnis, wenn nicht alles sofort zu 100% klappt.

 

Welche langfristigen Folgen wird die Corona-Pandemie Ihrer Einschätzung nach im Glücksspielsektor entfalten?

 

Langfristig wird die Pandemie vermutlich eigentlich keine gravierenden Folgen haben. Natürlich sehen wir einen Trend zu Online-Spielen, der durch Corona noch einmal befeuert wird. Aber langfristig wäre das so oder so passiert, diesen Trend beobachten wir ja nicht erst seit Corona. Kurz- und mittelfristig gewinnen Online-Spiele und jetzt nach dem Neustart der Bundesliga sicher auch die Sportwetten. Zudem könnte es bei Spielhallen eine gewisse Marktbereinigung geben, da gerade kleinere Betreiber von Spielhallen jetzt – allen Hilfen zum Trotz – schnell wirtschaftliche Probleme bekommen können, das ist ganz ähnlich wie in der Gastronomie. Für Menschen mit problematischem Spielverhalten dürfte die Pandemie zusätzliche Probleme aufwerfen, weil Beratungsangebote teilweise nicht so leicht zugänglich sind.

 

 

 

Professor Dr. Justus Haucap ist Direktor des Düsseldorfer Instituts für Wettbewerbsökonomie (DICE) an der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf und Co-Direktor des Instituts für Glücksspiel und Gesellschaft (GLÜG). Bereiche der Wettbewerbsökonomie und der digitalen Wirtschaft sowie die Regulierung netzbasierter Industrien zählen zu den Schwerpunkten seiner Arbeit.