Relevanz der Geldspielgeräte in der Gastronomie für die Kanalisierungsquote
Prof. Dr. Justus Haucap / Daniel Fritz
Mittwoch, 17.12.2025
Das gewerbliche Automatenspiel in Deutschland unterliegt einer zunehmenden Regulierungsdichte. Seit dem Jahr 2012 wurden die rechtlichen Rahmenbedingungen für legale Geldspielgeräte deutlich verschärft. Zu den einschneidenden Maßnahmen zählen unter anderem die Reduzierung des maximalen Stundengewinns, die Abschaffung des automatischen Geldeinsatzes und für die Gastronomie besonders gravierend die Reduzierung der zulässigen Geräteanzahl von drei auf zwei Geldspielgeräte in gastronomischen Betrieben. Diese restriktive Regulierung sollte dem Spielerschutz dienen und den natürlichen Spieltrieb der Bevölkerung in geordnete und überwachte Bahnen lenken. Die empirischen Befunde zeichnen jedoch ein gegenteiliges Bild.
Feldstudien von Trümper (2020 und 2021)[1] hatten bereits darauf hingewiesen, dass es in den letzten Jahren wieder zu einer starken Zunahme an illegalen Glücksspielautomaten kam. Dies war Anlass für eine im Auftrag der VDAI Verlags- und Veranstaltungsgesellschaft mbH erstellte Studie von Fritz, Haucap und Thorwarth (2023)[2], die die Entwicklung der Kanalisierungsquote seit 1997 systematisch dokumentieren sollte. Nach einem regulatorischen Paradigmenwechsel im Jahr 2006, der das legale Angebot attraktiver gestaltete, sank der Schwarzmarktanteil bis 2012 auf lediglich vier Prozent. Mit Inkrafttreten der verschärften Regulierungsmaßnahmen ab 2012 kehrte sich dieser positive Trend jedoch um. Der Schwarzmarktanteil stieg kontinuierlich an und erreichte im Jahr 2024 bereits Werte zwischen 38 und 55 Prozent. Die verschärften Regulierungsmaßnahmen haben damit zu einem Wachstum des Schwarzmarktes geführt, eine Entwicklung, die dem im Glücksspielstaatsvertrag festgeschriebenen Kanalisierungsziel, den natürlichen Spieltrieb in geordnete und überwachte Bahnen zu lenken, entgegensteht.
Trotz dieser Entwicklung wird derzeit über weitere restriktive Maßnahmen diskutiert, insbesondere über eine Reduzierung der zulässigen Anzahl von Geldspielgeräten in der Gastronomie auf ein Gerät oder gar ein vollständiges Verbot. Dies war Anlass für eine weitere im Auftrag der VDAI Verlags- und Veranstaltungsgesellschaft mbH erstellte Studie von Fritz, Haucap, Schweinsberg und Thorwarth (2025)[3], welche die Auswirkungen solcher Verschärfungen auf die Kanalisierungsquote untersucht. Hier wurden zwei Szenarien betrachtet: die Reduzierung auf ein zulässiges Geldspielgerät sowie das vollständige Verbot von Geldspielgeräten in gastronomischen Betrieben.
Die Ergebnisse der Studie sind besorgniserregend. Für den Schwarzmarkt wurde eine Unter- und eine Obergrenze berechnet, die im Jahr 2024 zwischen 38 Prozent und 55 Prozent liegt. Um die Entwicklung des Gesamtmarktes vollständig abzubilden, bezieht die Szenarioanalyse bis 2026 auch den zu erwartenden Rückgang legaler Geldspielgeräte in Spielhallen ein. Bei einer Reduzierung auf ein zulässiges Geldspielgerät in der Gastronomie würde der Schwarzmarktanteil bis 2026 auf rund 51 bis 67 Prozent ansteigen. Ein vollständiges Verbot von Geldspielgeräten in gastronomischen Betrieben hätte noch drastischere Folgen. Der Schwarzmarkt würde auf 55 bis 71 Prozent anwachsen.
Die dargestellten Ergebnisse zeigen, dass bereits die derzeitige Regulierung das Kanalisierungsziel verfehlt und der Schwarzmarkt unter diesen Bedingungen weiter anwächst. Eine Reduzierung der Anzahl an Geldspielgeräten in der Gastronomie würde diesen Effekt zusätzlich verstärken und damit dem im Glücksspielstaatsvertrag 2021 festgelegten Kanalisierungsziel entgegenstehen.
[1] Online verfügbar unter: https://www.vdai.de/wp-content/uploads/2023/04/Einblicke_in_den_illegalen_Gluecksspielmarkt_2019-2020_Feldstudie.pdf bzw. https://www.vdai.de/wp-content/uploads/2022/09/Einblicke_in_den_Illegalen_Gluecksspielmarkt_2021_Feldstudie.pdf.
[2] Fritz, Haucap und Thorwarth (2023), Entwicklung der Kanalisierungsquote des gewerblichen Automatenspiels in Deutschland, online verfügbar unter: https://dus-competition.de/media/pages/download/4848a181e1-1752133391/entwicklung_der_kanalisierungsquote_des_gewerblichen_automatenspiels_in_deutschland_langfassung.pdf.
[3] Fritz, Haucap, Schweinsberg und Thorwarth (2025), Relevanz der Geldspielgeräte in der Gastronomie für die Kanalisierungsquote des gewerblichen Automatenspiels, online verfügbar unter: https://dus-competition.de/media/pages/download/63136aec24-1752133387/relevanz-der-geldspielgeraete-in-der-gastronomie-fuer-die-kanalisierungsquote.pdf.